Die St. Bartholomäuskirche

 

 

St. Bartholomäuskirche

Friedenstr. 1

10249 Berlin

Tram 4, Bus Linie 200, Am Friedrichshain

Geschichte der St. Bartholomäuskirche

6. Mai 1845 bis 1857

Am 6. Mai 1845 verfügt der Magistrat die Teilung der großen St. Georgengemeinde in 4 Parochien. Ab 1853 erarbeitet der Geheime Oberbaurat Friedrich August Stüler, ein Schüler von Schinkel, Pläne für eine Kirche in Backsteinbauweise mit gotisierenden Formen.

Am 1. Oktober 1854 wird die "Parochie der Kirche am Königstor", künftig St. Bartholomäusgemeinde genannt, unter königlichem Patronat von König Friedrich Wilhelm IV gegründet, der auch Geld für den Bau einer neuen Kirche stiftetete. 8 Tage später erfolgt die Berufung des ersten Pfarrers Emil Steffann, der zuvor in Lemgo tätig war. Die Gemeinde hat schon 22.000 Gemeindeglieder.

Am 20. Mai 1855 ist Baubeginn: Technischer Leiter und Baumeister ist Friedrich Adler, der Oberbauleiter Regierungs- und Baurat Nietz und der Spezialbauleiter Bauinspektor Schrobita. Es soll eine dreischiffige Emporenhalle mit fünfseitig geschlossenem Chor und quadratischem Westturm entstehen, der im Glockengeschoss in 8 hohe, spitzbogig mit Wimpergen bekrönte Öffnungen übergeht und von einem Spitzhelm abgeschlossen wird. Der Turm soll flankiert werden von zwei hohen offenen Vorhallen.

Am 5. Oktober 1855 erfolgt die Grundsteinlegung  durch Generalfeldmarschall von Wrangel unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Gründungsurkunde enthält die Daten der Gründung der Gemeinde und der Vorbereitung des Baues. Bis Ende 1856 ist die Kirche im Rohbau fertiggestellt. 100 000 Taler sind notwendig, um den 72 m hohen Turm und das 50 m lange Kirchenschiff fertigzustellen.

Das Gemeindehaus "Stephanus-Kapelle" wird 1856 eingeweiht und existiert bis 1907.

13. Oktober 1858 bis 1890

Mit einem großen Festgottesdienst unter Teilnahme des Kirchenpatrons, des späteren Kaisers Wilhelm I., hoher Würdenträger und der Gemeinde wird die Kirche am 13.10.1858 eingeweiht.

Am 19. Juli 1860 schlägt während einer Abendmahlsfeier ein Blitz in den Turm der Kirche ein, beschädigt die Turmspitze und Dachrinnen. Die Reparaturkosten betragen 2281 Taler.

1871 erfolgt die Gründung der Sonntagsschule. Schon 1874 wird die Einrichtung einer 2. Pfarrstelle notwendig.

Am 26. November1876 kommt es zu einer Gasexplosion am Tag des Totenfestes, die das Kircheninnere verwüstet. Die Reparaturen kosten 5651 Mark.

Die Steine an der Wetterseite und am Turm erweisen sich als nicht wetterfest. Nach einer teilweisen Sanierung der Fassade wird die Kirche am 13. November 1883 wieder in Betrieb genommen. Die Baukosten haben sich auf 38681,30 Mark belaufen.

1885 erfolgt die Gründung der Schwesternstation und ein Jahr später folgte der Kinderhort.

Zwei Monate war die Kirche geschlossen, als sie am 11. September 1887 wiedereröffnet wird. In der Zeit erfolgte eine Innenreparatur und die Ausstattung mit neuen Gemälden sowie der Einbau von 3 Gasöfen. Das Ganze hat 19500 Mark gekostet. 

1890 kommt eine 3. Pfarrstelle hinzu. 

1894 bis 1945

1894 wird die Gemeinde Immanuel abgezweigt und der Friedhof in Weißensee gekauft. Am 17. August 1902 erfolgt die Einweihung der neuen Orgel, die die Gebrüder Dinse gebaut haben.

1905 wird eine 4. Pfarrstelle eingerichtet, und die Kirche muss renoviert werden: Im Inneren sind Schäden durch den Betrieb der Gasöfen entstanden, außen ist eine Fiole eingestürzt und das Mauerwerk verfallen. 92300 Mark kostet die Renovierung. Am 22. Mai 1906 wird die Kirche (noch ohne Turm) nach Einbau einer Zentralheizung und elektrischer Beleuchtung wiedereröffnet. 

1906 erfolgt die Abzweigung der Adventgemeinde. 1907 ist nun auch der Kirchturm fertig: Der alte steinerne Turmhelm mit 28 m Höhe ist abgetragen worden, und der neue Turm besteht aus einer Eisenkonstruktion mit Kupferbedachung und hat ein neues Geläut bekommen. Der quadratische Bau des Turmes geht in eine achteckige Form über, wo sich auch die Uhr befindet, die vom Groß-Uhrmacher Roesener geliefert wird. Steinerne Treppen führen aus beiden Seitenhallen zu den Emporen und zum Orgelchor, von da hölzerne weiter hinauf in den Turm, in dem 3 Glocken aus Stahlguß hängen, die vom Hüttenverein Bochum geliefert wurden.

1908 erfolgt die Einweihung des neuen Gemeindehauses in der Fliederstr./Brendickestraße, welches bis 1968 existiert.

1933 bekommen die Deutschen Christen die Oberhand in den Gemeindekörperschaften; zuvor wurde die Bewerbung Dietrich Bonhoeffers um eine Pfarrstelle abgelehnt.

Am 18. März 1945 wird die Kirche durch Bomben zerstört: Das Dach, der Innenraum, der Altarraum und die südliche Innenwand werden zerstört. Erhalten bleiben mit starken Beschädigungen die Westfassade, der Turm, die Nordfassade und ein Teil der Wände des Altarraumes. Von nun an spielt sich das Gemeindeleben im Gemeindehaus Brendickestr. 12 ab.
Am 6. Juni 1949 wird der Bläserchor gegründet, 1951 folgt der Mütterkreis.

1952 - 1986

Bereits 1952 beginnt der vereinfachte Wiederaufbau der Kirche unter dem Architekten und Bauleiter Nerger. Am 12. Mai 1955 findet ein Gottesdienst anlässlich des Richtfestes statt. Zu dieser Zeit zählt die Gemeinde 18.774 Gemeindeglieder. In einem Festgottesdienst wird am 28.04.1957  die Kirche wieder eingeweiht. Die Räume unter den Emporen sind abgeteilt worden: es entstehen die Stephanus- und die Zinzendorfkapelle. Die neuen Altarfenster werden von Gerhard Olbrich gestaltet. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau belaufen sich auf 700.000 Mark.

1958 erfolgt die Umwandlung des Kinderhortes in einen Kindergarten. Am 11. Januar 1959 wird die Winterkirche "Stephanuskapelle" in Gebrauch genommen.

Am 31. Oktober 1965 wird die Schuke-Orgel eingeweiht: eine dreimanualige, vollmechanische Schleifladenorgel mit 36 Registern.  Das Gemeindehaus muss 1967 einem entstehenden Neubaugebiet weichen. 1968 zieht der Kindergarten in die Friedenstraße 8 um. Das Gemeindeheim in der Höchste Straße entsteht und existiert 30 Jahre dort. Es muss später dem Evangelischem Zentrum weichen.

Seit 1969 schmückt das Meisterwerk von Hans Volker Mixa den Altarraum: auf einer apricotfarbenen Messingplatte hängt der leidende Christus. Im gleichen Jahr werden die Gemeindegrenzen neu festgelegt: Teile von der Bartholomäusgemeinde wechseln zur Georgengemeinde; dazu kommen Teile der Auferstehungsgemeinde. 

1986 wird die Friedensbibliothek und das Antikriegsmuseum in der Kirche eingerichtet.

1987 organisiert der Friedenskreis in den ersten Februartagen eine Solidaritätsandacht, zu der 2000 - 3000 Menschen in die Kirche kommen.

1990 bis 2021

Von 1994 bis 2000 erfolgt die Sanierung der Friedhofsgebäude.

Im Rahmen der Errichtung des Evangelischen Zentrums auf dem Gelände der Berliner Missionsgesellschaft erfolgt in den Jahren 1997 - 2000 eine grundlegende Instandsetzung und Restaurierung der Kirche, die gerade rechtzeitig zum 200. Geburtstag ihres Erbauers Friedrich August Stüler im Jahre 2000 beendet wird. Dabei wird 1997 im nördlichen Seitenschiff eine Winterkirche eingebaut. Die Sanierung des Pfarrhauses erfolgt von 1997 bis 2000. 1998 bekommt die Kirche 3 neue Bronzeglocken und eine Kirchturmuhr. Der Kirchturm und das Dach werden saniert. Der Turm ist nun 54 Meter hoch. Die Innensanierung erfolgt von 1999 bis 2000. Am 16. September 2000 wird die zweite Winterkirche eingeweiht. 2001 efolgt eine Sanierung der Schuke-Orgel.

Im Jahr 2000 ziehen die Friedensbibliothek und das Antikriegsmuseum aus.

Kunstwerke in der Kirche: Drei Gemälde schmücken die Kirche: dargestellt sind Bartholomäus, Stephanus und die Kreuzigung Jesu. Eine Kupferplatte mit dem Gekreuzigten hat Volker Mixa geschaffen. Ein weiteres Bild stellt die Geburt Christi dar. Die Altarfenster stammen von Gerhard Olbricht und stellen Szenen aus der "Offenbarung des Johannes" (Kap. 4) dar. Auf der Empore befindet sich das Bild "Das große Gastmahl" vom Schweizer Kunstmaler Willy Fries (1907 - 1980). In der Mitte des Bildes steht der Tisch, an den wir Menschen geladen sind, an der Stirnseite der Herr, in helles Licht getaucht, und um den Tisch versammelt sind Männer und Frauen, Menschen aller Rassen. Vom unteren Rand her drängen die Gelähmten, Kranken und Beladenen, die ihre ganze Hoffnung, all ihr Verlangen auf Jesu richten. Auf der anderen Seite aber sind gut gekleidete Gestalten sichtbar, die dem gedeckten Tisch den Rücken zukehren. Das Bild entstand im Auftrag der Gossner Mission.

2022

Zum 1. Januar 2022 fusioniert die St. Bartholomäuskirchengemeinde mit der Advent-Zachäus-Kirchengemeinde zur Evangelischen Kirchengemeinde Am Friedrichshain.

Wer war St. Bartholomäus?

St. Bartholomäus wird als einer der zwölf Apostel im Neuen Testament bei Matthäus genannt. Um seine Person ranken sich in späterer Zeit phantasievolle Legenden. Durch sein Märtyrium wurde er zum Patron aller Häute verarbeitenden Gewerbe, insbesondere der Gerber, und im Hinblick auf das dabei verwendete Messer, auch der Winzer.